Mehrfach ausgezeichnet.

Focus Markenrecht
en

Katy-Perry-Beat zu einfach – Plagiatsvorwurf nicht bestätigt

Ihr Ansprechpartner
Katy Perry Dark Horse
Photo by Kenny Webster on Unsplash

Ein Raunen und Staunen ging im März 2020 durch die amerikanische Musikindustrie. Katy Perrys Musik wurde von einem Gericht als nicht einzigartig genug bezeichnet, um in einem Plagiatsstreit gegen die Klage eines christlichen Musikers zu verlieren.

Wow. Der saß. Nicht einzigartig genug? Zu gewöhnlich? Zu basic? KATY PERRY?

Aber fangen wir von vorne an.

2,8 Millionen Dollar Strafe

Im Juli 2019 wurden Katy Perry und ihre Produzenten für schuldig befunden, einen christlichen Rap-Song aus dem Jahr 2009 namens „Joyful Noise“ (eine Ironie an sich) vom Künstler Marcus Gray alias Flame kopiert zu haben. Gray schrieb das Lied anno dazumal mit zwei anderen Autoren, die Katy Perry gemeinsam beschuldigten, die „Hook“ des Songs geklaut zu haben. Das Gericht sah diese Schuld als bewiesen an und verurteile Perry und Co. zu 2.8 Millionen Dollar Strafe.

Ähnlichkeit zwischen beiden Songs eindeutig

Tatsächlich lassen sich die Ähnlichkeiten zwischen „Dark Horse“ und „Joyful Noise“ nicht abstreiten. Wenn man die Noten übereinander legt, dann fällt einem auf, dass – und Achtung, jetzt wird es etwas musikwissenschaftlich – die Intervalle zwischen den einzelnen Noten identisch und/oder sehr ähnlich sind. Fakt ist aber auch, dass diese Intervalle und Notenreihen auch ich als ehemalige Musikstudentin schon im 1. Semester mit wenig Kreativität so in der Kompositionsklausur hätte niederschreiben können. C-C-C-C H-H-H-A C-C-C-C H-H-H-E. Das ist in etwa so varianzreich wie der „Bierkapitän“, ein hoch geschätzter Mallorca-Song.

Das Urteil sorgte aufgrund seiner Höhe für großes Aufsehen in 2019. 2,8 Millionen US-Dollar für ein Plagiat – Dieter Bohlen wäre nach 6-8 solcher Verfahren pleite. Und die Angst vieler Produzenten durch dieses Urteil wuchs tatsächlich, denn wer kann sich vor unbeabsichtigten Plagiaten wirklich 100% schützen? Musik wird oft unterbewusst wahrgenommen und gespeichert und wenn ein Komponist dann zufällig solche unterbewussten Einflüsse in seine Musik aufbaut, ist das sicher nicht immer mutwillig.

Urteil aufgehoben – gewöhnliche Melodie nicht plagiiert

Eine Richterin in Kalifornien hat der Entscheidung der Geschworenen aus 2019 nun aber einen Riegel vorgeschoben und das Urteil aufgehoben. Die Noten der „Hook“, die bei beiden Songs ähnlich sind, seien „nicht originell genug“, um als Plagiat oder Kopie gewertet werden zu können. Nun fragt man sich, ob jemand mit einem Vermögen wie Katy Perry lieber die 2,8 Millionen Dollar Strafe zahlt und sich im Gegenzug nicht nachsagen lassen muss, die eigene Musik sei zu gewöhnlich und einfach, um als Plagiat durchzugehen. Vielleicht rettet das gleiche Argument seit Jahren auch Dieter Bohlen. Wenn man sich den Abgleich von Dieter Bohlen „Joyrider“ zu David Guettas „Without you“ anschaut, kann man sich nur fragen, wieso dieses Plagiat nie vor Gericht gelandet ist. Aber wahrscheinlich kennt ein David Guetta keinen Dieter Bohlen. Auch Karl Lagerfeld kennt keinen Dieter Bohlen.

Der Beitrag stammt von unserer freien Autorin Katharina Reber. Er ist Teil unserer Reihe “Berichte aus der Parallelwelt”. Dort werfen Autoren aus anderen Fachbereichen einen Blick auf die Rechtswissenschaft in Theorie und Praxis. Die Beiträge betrachten, anders als unsere sonstigen Fachbeiträge Begebenheiten und Rechtsfälle daher auch nicht juristisch, sondern aus einem völlig anderen Blickwinkel. Aus welchem, das soll der Beurteilung der Leser überlassen bleiben. Interessant wird es, wie wir meinen, allemal.

Praxishandbuch Anspruchsdurchsetzung im Wettbewerbsrecht

2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage

Chronologisch aufgebaut, differenzierte Gliederung, zahlreiche Querverweise und, ganz neu: Umfangreiche Praxishinweise zu jeder Prozesssituation.

Mehr erfahren

Praxishandbuch Anspruchsdurchsetzung im Wettbewerbsrecht