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Praxisbeispiel: Warum Unternehmen bei rechtswidrigen Bewertungen auf Trustpilot konsequent bleiben sollten

In einem aktuellen Fall konnte die Reputation einer Steuerberatungskanzlei erfolgreich gegen rufschädigende und unwahre Bewertungen auf der Bewertungsplattform Trustpilot verteidigt werden.

Dabei hat sich wieder gezeigt: Ein konsequentes Vorgehen gegenüber Bewertungsplattformen zahlt sich aus!

Der Sachverhalt: Unwahre Bewertungen mit rufschädigender Wirkung

Eine Steuerberatungskanzlei wurde mit einer Vielzahl negativer Bewertungen auf Trustpilot überzogen. Die Beiträge enthielten nicht nur massive Vorwürfe, sondern auch falsche Tatsachenbehauptungen.

Hinzukam, dass gar nicht klar, war, ob es sich bei den jeweiligen Verfassern tatsächlich um Kunden der Steuerberatungskanzlei handelte. Die Bewertungen waren geeignet, das Vertrauen bestehender und potenzieller Mandanten zu erschüttern – und damit dem wirtschaftlichen Erfolg der Kanzlei erheblich zu schaden.

Die rechtliche Bewertung: Eingriff in das Unternehmenspersönlichkeitsrecht

Unwahre Tatsachenbehauptungen und „Schmähkritik“ werden nicht von der Meinungsfreiheit geschützt. Betroffene müssen derartige Äußerungen in Bewertungen nicht hinnehmen. Dasselbe gilt, wenn der Bewertung zB – anders als suggeriert – kein Geschäftskontakt bzw. Patientenkontakt zugrunde liegt (vgl. BGH, Urteil v. 9.8.2022, Az. VI ZR 1244/20).

Sind Unternehmen von solchen Bewertungen betroffen, sollten Bewertungsplattformen wie Trustpilot darüber substantiiert in Kenntnis gesetzt und zur Löschung aufgefordert werden. Werden sie daraufhin trotz positiver Kenntnis von der Rechtsverletzung nicht tätig, haften sie als Hostprovider auf Unterlassung (BGH, Urt. v. 1.3.2016, Az. VI ZR 34/15).

Auch Trustpilot wurde im Namen der Steuerberatungskanzlei in substantiierten Aufforderungsschreiben mit der Rechtswidrigkeit der Bewertungen konfrontiert und zur Entfernung aufgefordert. Es folgte zwar die Antwort, dass man „die betreffende Bewertung sorgfältig anhand [der] Richtlinien prüfen“ und „entscheiden [werde], ob ihre Entfernung gerechtfertigt ist“. Eine Prüfung, geschweige denn eine Entfernung blieb jedoch aus.

Die Konsequenz: Abmahnung mit Nachdruck

Die Verletzung der Prüfpflichten durch Trustpilot führte zu Unterlassungs- und Kostenerstattungsansprüchen. Auf das Untätigbleiben der Plattform folgte daher eine Abmahnung. Darin wurden die bestehenden Ansprüche geltend gemacht, eine Frist zur Entfernung gesetzt und gerichtliche Schritte angedroht. Dieses entschlossene Vorgehen zeigte Wirkung: Trustpilot entfernte die Bewertungen.

Reputation ist Kapital: Warum Unternehmen handeln sollten

Online-Bewertungen sind ein wesentlicher Faktor für Akquise und Außenwirkung. Rechtswidrige, rufschädigende Inhalte im Netz sind kein bloßes Ärgernis – sie greifen tief in die geschäftliche Integrität eines Unternehmens ein. Es besteht kein Anlass, sich unwahre Behauptungen auf Bewertungsplattformen gefallen zu lassen.

Insbesondere dann nicht, wenn nicht einmal klar ist, ob es tatsächlich ein Geschäftsverhältnis zwischen dem Verfasser und dem betroffenen Unternehmen gab.

Fazit: Konsequentes Vorgehen lohnt sich

Dieser Fall zeigt wieder einmal deutlich: Wer sich entschieden zur Wehr setzt, kann sich erfolgreich gegen rechtswidrige Inhalte auf Bewertungsplattformen durchsetzen. Die Rechtsordnung stellt hierfür wirksame Werkzeuge bereit. Unternehmen sollten diese konsequent nutzen, um ihre Reputation zu schützen.

Wir bieten dafür unseren „Werkzeugkoffer“ an und unterstützen Sie mit klarer Strategie, juristischer Präzision und langjähriger Erfahrung im Umgang mit Bewertungsplattformen wie Trustpilot.

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