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Telegram: Neue Kryptowährung auf dem Weg

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Telegrams Gründer Pavel Durov lebt im  selbstauferlegten Exil an diversen Orten der Welt und beschreibt sich als Liberalen.

Er legte sich mit den russischen Behörden an als er noch Chef seines ersten Unternehmens VK war, das bald nach Gründung eine massiv erfolgreiche Bilanz erntete. Telegram ist die Antwort auf datengefährdende   Kommunikationsplattformen, die der strengen Regulierung bedürfen. Es steht für freie unkontrollierte Kommunikation und dient zur Koordination u.a. der Hong-Kong Massenproteste, hat sich aber zugleich auch unter Terrorakteuren und Dissidenten populär gemacht.

Was passiert, wenn ein solcher Messaging-Dienst seine eigene Kryptowährung auf den Markt bringen will?

Keinerlei Regulierung oder Überwachung

Die ominöse Kryptowährung namens Gram, über deren Geburt nur vom Munde anonym gebliebener Investoren zu erfahren ist, wird ausschließlich dezentral verwaltet und im Gegensatz zu Libra – der Facebook-Kryptowährung, die mehrfach in kritisches Licht rückte – durch keinerlei Wertanlagen gestützt (sog. Backup). Dies weist das gleiche Konzept wie Bitcoin auf und bedeutet in einfachem Deutsch: Alles hängt vom guten Willen der Käufer ab. Wollen sie Gram als Zahlungsmittel nutzen, steigt sein Wert. Wollen sie es nicht, kann es zum freien Fall kommen. Somit könnten die Inhaber von Gram nicht darauf vertrauen, dass der Wert der Währung stabil bleibt.

In einem Jahr 1.7 Milliarden USD gesammelt

Bei Facebooks Libra hat es sieben Jahre gedauert. Telegram konnte seit Anfang 2018 bereits diverse hohe Tiere überzeugen. U.a. investierten in Gram Kleiner Perkins Caufield & Byers, der einzige große Investor von Beyond Meat bei seinen ersten Schritten 2011, Benchmark, mit großen Erfolgsgeschichten wie bei eBay und Uber, und die Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft Sequoia, mit Investitionen in PayPal, Yahoo und Youtube.  Mit dieser Summe liefert Telegram das erfolgreichste Beispiel eines I.C.O. (initial coin offering). Bei einem I.C.O. verkaufen die Unternehmen ihre eigenen virtuellen Währungen an Investoren, um Geld für die Entwicklung ihrer eigenen Software zu sammeln. Als Gegenleistung erhalten die Investoren dann digitales Geld, sogenannte Tokens. Kurzum kaufen die Investoren den Gegenwert einer Währung, die noch nicht am Markt ist. Telegram versprach den Investoren die Lieferung von Gram bis zum 31.10.2019; ansonsten müssen sie ihr Geld zurückbekommen.

Viele Skeptiker

Die Ambition, ein alternatives finanzielles System zu schaffen, das von Regierungen unkontrolliert bleibt, stößt auf Skepsis. Die Kryptowährung könnte strafbewehrter Kriminalität wie Geldwäsche und Drogenhandel dienen. Dieselben Bedenken ergaben sich auch in Bezug auf Libra, die sich ebenfalls wegen der unsicheren Datenschutzpolitik von Facebook noch im grauen Bereich befindet. Auch Telegram hat solche Sicherheitsprobleme, was die Zerrissenheit gegenüber Gram steigert.

Die Grams sollen als neues Zahlungsmittel fungieren

Bestimmt ist die neue Währung für den Kauf und Verkauf von Waren auf Telegram. Sie soll Telegram-Nutzern als neues Zahlungsmittel dienen. Das Vorhaben umfasst auch die neu entwickelte Blockchain-Plattform TON (Telegram Open Network), wofür die finanziellen Mittel während des geschlossenen ICO-Prozesses aufgebracht wurden. TON soll benutzerfreundliche Transaktionen ermöglichen, soll aber auch andere Dienste wie Messaging parallel anbieten.

Fazit

Die Legalität des Handels mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum hat bereits die deutschen Gerichte beschäftigt. Es bleibt abzuwarten, wie und wann sich die neue Kryptowährung Gram mit den damit zu erwartenden Kursschwankungen in das Zahlungssystem einfügen wird und welche rechtliche Komponenten damit relevant werden.

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