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Twitch & Datenschutz: Welche Rechte haben Nutzer?

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Datenschutz Twitch
ink drop – stock.adobe.com

Die Plattform Twitch ist bei Gamern beliebt. Auf dem Live-Streaming-Portal kann anderen Gamern beim Spielen zusehen – eine Art Youtube für Gaming. Doch wie sieht es mit dem Datenschutz bei Twitch aus? Wir haben uns das genauer für Sie angeschaut.

Auf Twitch kommen täglich Millionen Menschen zusammen, um sich Streams anzuschauen, aber auch um zu chatten und sich in der Community auszutauschen. Man kann zuschauen bei Spielen oder Events oder selbst Streams anbieten. Dabei fallen jede Menge Nutzerdaten an.

Erfassung personenbezogener Daten

Wenn man Twitch nutzt, auch wenn es sich um das Öffnen einer Twitch-E-Mail handelt, kann Twitch über Cookies und andere Technologien automatisch bestimmte Informationen zum System des Nutzers erfassen. Erfasst werden Informationen wie die IP-Adresse, eine eindeutige Benutzer-ID, Geräte- und Browsertypen und -kennungen, Adressen von verweisenden Seiten und Beendigungsseiten, Software- und Systemtypen sowie Informationen zur individuellen Nutzung der Twitch-Dienste. Bei der Anmeldung verlangt Twitch die Angabe des Geburtsdatums sowie einer Handynummer oder E-Mail-Adresse.

Zwecke der Datenverarbeitung

Twitch nutzt automatisch erfasste Informationen unter anderem zu folgenden Zwecken:

  1. Zur Bereitstellung von angepasster Werbung, Inhalten und Informationen,
  2. zur Überwachung des Erfolgs von Marketingkampagnen,
  3. für Statistiken,
  4. zur Verfolgung der Teilnahme, von Einreichungen und des Status bei Aktionen und sonstigen Aktivitäten,
  5. zur automatischen Aktualisierung der Twitch-Anwendung und auch damit man Informationen beim nächsten Besuch nicht erneut eingeben muss.

Weitergabe personenbezogener Daten

Twitch, eine Tochter von Amazon, behält sich vor, personenbezogene Daten an Dritte weiterzugeben. Dazu zählen „Unternehmen, die Twitch kontrollieren, die von Twitch kontrolliert werden oder mit Twitch unter gemeinsamer Kontrolle stehen“. Welche Unternehmen dies genau sind, wird in der Datenschutzerklärung nicht transparent gemacht. Fest steht, dass dazu definitiv auch „Amazon.com, Amazon Inc. und Tochtergesellschaften, die entweder der Datenschutzerklärung von Twitch unterliegen oder Verfahren verwenden, die mindestens so viel Schutz bieten“ wie die Twitch-Datenschutzhinweise, gehören, heißt es in den Datenschutzhinweisen. Das Kriterium „mindestens so viel Schutz“ ist sicher auslegungsfähig. Wie hoch das Schutzlevel ist, wenn Daten weitergegeben werden, hängt damit vom Empfänger der Daten ab, der vorab nicht bekannt sein muss.

Benutzerinformationen können auch weitergeben werden, wenn Twitch der Ansicht ist, dass die Weitergabe erforderlich ist, um bundes- oder gesamtstaatliche Gesetze der USA oder sonstige Gesetze weltweit, auch deutsche, zu erfüllen. Twitch behält sich die Weitergabe von Daten auch vor, um einer gerichtlichen, richterlichen oder behördlichen Anordnung oder Subpoena-Anordnung nachzukommen. Eine Übermittlung von personenbezogenen Daten an Behörden in den USA oder anderen Staaten ist damit nicht ausgeschlossen.

Des Weiteren behält sich Twitch das Recht auf Weitergabe von Informationen vor, wenn Twitch der Ansicht ist, das dies „angemessen oder erforderlich ist, um Twitch vor potenziellen Haftungspflichten oder einer betrügerischen, missbräuchlichen gesetzeswidrigen Nutzung zu schützen“, Forderungen oder Behauptungen von Dritten zu prüfen und sich entsprechend zu verteidigen, aber auch, um die Sicherheit oder Integrität der Twitch-Dienste zu schützen oder die Rechte, das Eigentum oder die Sicherheit von Twitch, dessen Nutzern „oder anderen“, die nicht konkret benannt werden, zu schützen.

Twitch behält sich darüber hinaus vor, Daten in anderen Fällen als den genannten weiterzugeben. In einem solchen Fall soll man sich dazu entscheiden können, die Informationen „nicht zu teilen“.

Sonderregelung für den Europäischen Wirtschaftsraum

In den Datenschutzhinweisen von Twitch wird darauf hingewiesen, dass User, die im Europäischen Wirtschaftsraum oder Brasilien ansässig sind, „bestimmte dementsprechende Rechte“ ausüben können, die ihnen laut „den anwendbaren Datenschutzgesetzen“ zustehen.  Welche Rechte dies sind, wird nicht im Detail genannt. Wenn ein solcher Fall eintritt, kann man bei Twitch unter anderem Folgendes veranlassen bzw. anfordern:

  • Die Einstellung der Verarbeitung personenbezogener Daten zu Direktwerbungszwecken (einschließlich jeder Direktwerbungsverarbeitung auf Grundlage von Profilbildung).
  • Die Verarbeitungs- und Weitergabeart bestimmter personenbezogener Daten beschränken.
  • Die Übermittlung der personenbezogenen Daten an einen Drittanbieter von Diensten.

Do not track

Manche Browser haben eine „Do not track“-Einstellung, die verhindert, dass Internetseiten und Tracker den Nutzer dienst- oder webseitenübergreifend durch das Netz verfolgen. Twitch stellt Abmeldelinks der Network Advertising Initiative, von Your Online Choices sowie der Digital Advertising Alliance bereit. Twitch erkennt jedoch keine browserinitiierten „Do not track“-Signale und reagiert auch nicht auf solche.

Speicherdauer

Twitch speichert Nutzerdaten „so lange, wie dies erforderlich ist, um die entsprechenden Zwecke zu erfüllen…und soweit dies rechtlich erforderlich“ ist. Lässt man sein Konto sperren, werden alle Profildaten gelöscht, zu deren Aufbewahrung Twitch nicht laut geltendem Recht – etwa für steuerliche oder buchhalterische Zwecke – verpflichtet oder berechtigt ist.

Ansprechpartner

Für Datenschutzfragen benennt Twitch gleich drei verschiedene Stellen: Der allgemeine Ansprechpartner für Datenschutzfragen sitzt bei Twitch in den USA im Bundesstaat Kalifornien. Twitch verspricht, Datenschutzanfragen „innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt“ zu beantworten – im Einzelfall, besonders wenn es um dringliche Dinge geht, eine recht lange Frist.

DSGVO-Rechte

Wenn es um Zwecke der Datenschutz-Grundverordnung geht, ist Twitch Sweden AB von Twitch Interactive, Inc. als Vertreter in der EU benannt. Die Firma Twitch UK Limited mit Sitz in London wiederum wurde für Nutzer benannt, die im Vereinigten Königreich ansässig sind, um für diese als DSGVO-Ansprechpartner zu fungieren.

Sonderproblem IRL-Streaming

Twitch erlaubt sogenannte IRL-Streamings. IRL steht für „In Real Life“ und bedeutet „im echten Leben“. Beim IRL-Streaming sitzt der Streamer nicht zuhause auf der Couch, sondern nimmt die Zuschauer mit in seine Umwelt, auf die Straße, an einen Urlaubsort oder ähnliches. Da beim IRL-Streaming auch Unbeteiligte gefilmt werden, sind deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung, deren Recht am eigenen Bild und deren DSGVO-Rechte zu beachten. Auch sind etwa die Rechte von Urhebern abgebildeter Werke zu berücksichtigen. In den Datenschutzhinweisen von Twitch finden sich explizit zu IRL-Streaming keine konkreten Angaben.

Datenschutzeinstellungen

Um Twitch in besonders datenschutzfreundlicher Weise zu nutzen, empfehlen sich folgende Datenschutzeinstellungen. Da es eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten gibt, die in den Privacy Choices genauer beschrieben werden, ist die Liste nicht abschließend:

  • Die Genehmigung zur Freigabe der persönlichen Daten widerrufen.
  • Das Teilen von Aktivitäten mit Freunden deaktivieren.
  • Werbetracking auf dem Mobilgerät deaktivieren.
  • Sich von der Nachverfolgung durch teilnehmende Werbenetzwerke und Anzeigenserver Dritter abmelden.
  • Das Konto von anderen Konten und Diensten (wie z. B. Steam) trennen und das Teilen von Benutzerdaten zwischen den Twitch-Diensten per Opt-Out deaktivieren.
  • Sich von Marketing-E-Mails von Twitch abmelden.

Fazit: Was den Datenschutz betrifft, gibt es bei Twitch einige Punkte, die den Spielespaß ein wenig trüben. Es empfiehlt sich deshalb, wenn man den Dienst nutzt, datenschutzfreundliche Einstellungen zu wählen und seine Datenschutzrechte, was Widerspruchs- und Wahrechte betrifft, aktiv auszuüben und zu nutzen.

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