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Klage statt Lottogewinn – Johnson & Johnson zu Schadensersatz in Milliardenhöhe verurteilt

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Schadensersatz Männerbrüste
Photo by Annie Spratt on Unsplash

Neulich als ich durch meinen Instagram-Feed scrollte, sah ich das Bild eines übergewichtigen Amerikaners (Achtung: Oxymoron!), der unter einem riesigen Walmart-Schriftzug stand. Das W hing nur noch halb an der Wand. Darunter der Satz: „He´s wating for the W to come down to sue Walmart!“.

In den USA kann man gefühlt jeden und alles verklagen und bekommt irrsinnig leicht Recht. Kaffee to go zu heiß? 2,7 Millionen Dollar. Du rutscht auf einer Getränkepfütze aus, die du selbst verursacht hast? 113.500 Dollar. Krebs durchs Rauchen? 28 Millionen Dollar. Sie sehen, die Klage kann durchaus lukrativ sein und was ist schon ein gebrochenes Steißbein, wenn man dafür 113.500 Dollar Entschädigung bekommt? Wobei ich auch mit einer verbrannten Zunge für 2,7 Millionen Dollar ganz gut leben könnte.

Milliarden für Brüste

Der Pharmakonzern Johnson&Johnson, zu dem z.B auch die in Deutschland erhältlichen Medikamente Dolormin oder Imodium akut zählen (aber auch Penaten, o.b. Tampons und Listerine Mundspülung), wurde von einem Kläger in den USA nun zu einem Schadensersatz von 8 Milliarden Dollar verurteilt.

Der Grund ist einfach wie bizarr: Dem Kläger wuchsen durch das Antipsychotikum „Risperdal“ Brüste. Ich möchte niemandem absprechen, dass diese Nebenwirkung vielleicht auch zur Zufriedenheit mancher Patienten führte, kann jedoch verstehen, dass der Einzelfall – in diesem Fall der Kläger aus Philadelphia- weniger erfreut über diesen Umstand war. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Antipsychotikum zur Behandlung von beispielweise Schizophrenie, Manie oder Wahnvorstellungen verabreicht wird. Solche Krankheitsbilder werden durch das plötzliche Wachstum von Brüsten sicher nicht gemildert.

Zehntausende Klagen durch Babypuder und Opiod-Krise

Und diese Klage ist für Johnson&Johnson kein Einzelfall. Über zehntausend Klagen ähnlicher Art laufen derzeit gegen den Pharma-Riesen. Suchtauslösende Schmerzmittel, krebserregende Babypuder und die Männerbrüste führen dazu, dass sich Johnson&Johnson derzeit in Prozessen mit Streitwerten von mehreren Milliarden Dollar befindet.

Man kann jetzt also statt des wöchentlichen Lottoscheins auch konsequent Johnson&Johnson Produkte konsumieren und seine Chance auf ein Leben als Milliardär damit erhöhen. Vorausgesetzt, Krebs, Brüste oder eine Opioid-Sucht klingen als Tausch nicht all zu schlecht. Ich spare mir jedenfalls in Zukunft die 3,20€ für den Lottoschein und investiere sie gewissenhaft in Pharmazeutika von Johnson&Johnson. Eine Brustvergrößerung kostet mich in der Türkei ja schon 6.000€.

Der Beitrag stammt von unserer freien Autorin Katharina Reber. Er ist Teil unserer Reihe “Berichte aus der Parallelwelt”. Dort werfen Autoren aus anderen Fachbereichen einen Blick auf die Rechtswissenschaft in Theorie und Praxis. Die Beiträge betrachten, anders als unsere sonstigen Fachbeiträge Begebenheiten und Rechtsfälle daher auch nicht juristisch, sondern aus einem völlig anderen Blickwinkel. Aus welchem, das soll der Beurteilung der Leser überlassen bleiben. Interessant wird es, wie wir meinen, allemal.

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