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Reputationsmanagement I – Ist der Ruf erst ruiniert…lebt es sich ganz ungeniert??

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Dieses viel zitierte Sprichwort geht schnell über die Lippen. Doch was bedeutet es? Wieviel Wahrheit steckt drin? Ist es in der heutigen Zeit noch haltbar? Oder ist es gar aktueller denn je? Für wen gilt es?

Was ist der „Ruf“?

Der „Ruf“ oder das Ansehen eines Menschen oder eines Unternehmens basiert stets auf einer Fremdeinschätzung. Aus der Meinung Dritter resultiert der Ruf. Es handelt sich um die Wahrnehmung der Person innerhalb der Gesellschaft im Hinblick auf Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Die Zuverlässigkeit wird auf der Grundlage von Erfahrungswerten beurteilt während die Glaub- und Vertrauenswürdigkeit davon abhängt, ob die Außendarstellung der Person mit den wahren Eigenschaften übereinstimmt, ob die Person authentisch ist. Wer als authentisch bezeichnet wird, der ist „echt“, er ist ehrlich, ungekünstelt und unverbogen.

Gesellschaftliche Erwartungshaltungen führen häufig dazu, dass Personen nicht ganz ehrlich auftreten und durchaus künsteln und sich „verbiegen“. Grund hierfür ist meist die Angst um den „guten“ Ruf. Um diesen „guten“ Ruf dürfte es auch in dem zitierten Sprichwort gehen. So erscheint der „gute“ Ruf dort als Schein, als ein Trugbild, welches mit der Realität kollidiert.

…und der „gute Ruf“?

Wie ein „guter Ruf“ definiert wird ist dabei höchst subjektiv. Der gute Ruf des Vegetariers wird z.B. zerstört, wenn er beim Essen des englisch gebratenen Steaks erwischt wird. Andersherum lässt sich der bekennende Fleischliebhaber und Verspötter der Vegetarier nur mit ins Gesicht gezogener Mütze und Sonnenbrille den Tofubratling munden. Sei´s drum. Wir sprechen an dieser Stelle von sympathischen menschlichen Schwächen über die der authentische Mensch in den meisten Fällen lachen wird – zeigen sie doch gerade seine Menschlichkeit.

Es gibt jedoch auch Grenzgebiete in denen nicht nur eine einfache Schwäche vorliegt sondern schon ein Verhalten, welches gesellschaftlich nicht mehr toleriert wird obwohl es noch nicht mit dem geltenden Recht kollidiert. Ein Verschweigen dieser Schwächen verringert die Authentizität und stärkt den „guten Ruf“…bis die ganze Sache auffliegt.

Glaubt man dem Sprichwort, so lebt es sich nach Entlarvung des Trugbildes ungeniert und befreit weiter. Es findet eine Art großer Knall statt, der die Situation der betroffenen Person offenlegt und dadurch klärt und bereinigt. Dies mag in guten alten analogen Zeiten noch halbwegs gegolten haben.

Kann ich meinen „guten Ruf“ beeinflussen?

Im digitalen Zeitalter lösen Entlarvungen jedoch häufig Wellen emotionaler Empörung und daraus resultierender gesellschaftlicher Verurteilungen bei vollkommen unbeteiligten Personen aus. Eine Schwäche wird heutzutage nicht mehr nur entlarvt, sie wird postwendend weltweit kommuniziert, bewertet, abgeurteilt und mit weiteren Eigenschaften der Person verknüpft. Zeitlich sind den Prozessen durch das ewige Gedächtnis des Internet kaum Grenzen gesetzt.

Vor diesem Hintergrund ist die Folgerung, nach der Ruinierung des Rufes ließe es sich ungenierter leben nicht mehr zu folgen.

Doch es bleiben viele Fragen offen…

– Warum wird der gute Ruf immer wichtiger?

– Ist es legitim Schwächen zu verbergen?

– Was darf verborgen werden und was nicht?

– Gibt es ein Informationsinteresse der Öffentlichkeit wenn Unternehmen schwächeln?

Wir werden uns auch weiterhin mit diesen Themen beschäftigen und die Probleme nicht nur aus rechtlicher Sicht beleuchten. (ro)

(Bild: © fotomek – Fotolia.com)

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