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SpiegelTV: Fahrradcops neben der Spur

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Persönlichkeitsrecht Fahrradcops
© Eugen Thome – Fotolia.com

Ganz klar: Wer bei Rot über die Fußgängerampel geht, der muss erwarten,  dafür „bestraft“ zu werden.

Wenn die Polizei sich dazu medienwirksam positioniert, dann ist das in der Sache nicht schlecht und hilft sicherlich auch, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen.

Verkehrssünder am Pranger

Allerdings: Am Beispiel der Kölner Fahrradcops passieren in „Spiegel.tv“ im Format „Neben der Spur – Die Kölner Fahrrad-Cops“ doch einige Dinge, die Persönlichkeitsschützern die Haare zu Berge stehen lassen: Menschen, die eine Ordnungswidrigkeit begehen, erfahren hier eine Art der Vorverurteilung und der Vorführung, die unserer Auffassung nicht zulässig ist – vor allem dann nicht, wenn die Bilder der Beschuldigten einem Millionenpublikum präsentiert werden. Im Äußerungsrecht nennt man das eine Verdachtsberichtsertattung.

Äußerungen neben der Spur

Problematisch dabei sind vor allem die Äußerungen der Gesetzeshüter. Das fängt an mit einem

„Das ist doch bestimmt nicht Ihr Auto!“

geht über ein

„Bei dem ist eh nichts zu holen!“

und endet beim Zitieren von Gesetzesnormen durch TÜV-Prüfer, die sich fachfremde Gedanken über die psychologische Fahreignung von Autobesitzern machen.

Billige Inszenierung von „Großstadt-Sherrifs“

Schon die Tatsache als solche, dass die Polizei Köln Drehgenehmigungen an private Produktionsbüros erteilt, ist kritisch zu sehen. Es kann nämlich davon ausgegangen werden, dass Dokus dieser Art mit heißer Nadel gestrickt sind und anstatt von sauberer Recherche von billigen Vorführeffekten leben. Daran sollten sich öffentliche Einrichtungen grundsätzlich nicht beteiligen.

Wenn sich Polizisten zu Großstadt-Sherrifs aufspielen und die ‚Bösen‘ genüsslich in ihren Unvollkommenheiten gewälzt werden, muss die Frage nach dem Sinn solcher Filmaufnahmen gestellt werden. Das Ziel der Aktion ist vielleicht noch legitim, jedenfalls aber nicht die Mittel. Die Polizei Köln hat u.a. auch die Pflicht, Persönlichkeitsrechtsverletzungen zu verhindern, statt sich zum Unterstützer der verantwortlichen Rechteverletzter zu machen.

Die ganze Sendung lebt von einem in seiner Art erwartungsgemäß agierenden Auto-Fan-Urtypus, der sich zugegebenermaßen dämlich verhalten hat. Spannung kommt allerdings eher durch die Gewaltprophezeiungen der Polizei und der Erfüllung von Ressentiments innerhalb des geneigten Publikums zustande. Heißt: Ordentlich recherchiert ist etwas anderes.

Unser Tipp:

Lassen Sie sich auf das Abenteuer nicht ein und verweigern Sie jegliche Beteiligung an Medienerzeugnissen dieser Art. Sie können nicht gewinnen: Polizei-Dokus werden nicht gedreht, um zu zeigen, dass die Angehaltenen recht haben könnten. Unfreiwilligen Hauptdarstellern empfehlen wir, sich gegen Verletzungen von Persönlichkeitsrechten durch solche Reality-Dokus zeitnah und konsequent zu wehren.

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