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Rechtsanwaltskosten – muss das sein? Und was haben eBay, Google und die Pandemie damit zu tun?

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Warum Mandanten juristische Ausgaben oft falsch bewerten – und was eBay, Google und die Pandemie damit zu tun haben.

Mandanten sehen Rechtsanwaltskosten häufig nicht als das, was sie in vielen Fällen sind: eine essenzielle Investition in das eigene Geschäftsmodell, den Markenschutz und die unternehmerische Freiheit. Stattdessen gelten sie oft als leidiges Muss – ähnlich wie eine Versicherung, die man hofft, nie zu brauchen.

Doch warum fällt es Unternehmern so schwer, juristische Leistungen als wertschöpfend zu betrachten? Warum wird eine Google-Anzeige gefeiert, ein präventiv aufgesetzter Markenlizenzvertrag aber als Belastung empfunden?

Die positive Psychologie von „Return on Ad Spend“

Ein Blick in die Welt des Online-Marketings zeigt: Jede Investition in Google Ads wird automatisch mit einem potenziellen Gewinn verknüpft. Wer 100.000 Euro im Monat ausgibt und damit 300.000 Euro Umsatz erzielt, hat eine klare und quantifizierbare Rendite. Google-Werbung wird so nicht nur akzeptiert, sondern oft sogar als Wachstumshebel gefeiert.

Das Entscheidende dabei: Die Ausgabe ist direkt an ein positives Ereignis gekoppelt – sichtbare Zahlen, messbare Conversions, skalierbarer Erfolg.

eBay und der geniale psychologische Kniff

Ein ähnlicher Mechanismus trug zur Popularität von eBay in den frühen 2000er Jahren bei. Auktionen waren zunächst kostenlos, erst bei erfolgreichem Verkauf wurde eine Gebühr fällig. Die Plattform hatte damit einen cleveren psychologischen Vorteil geschaffen: Kosten fielen nur dann an, wenn sie durch einen Erfolg gerechtfertigt waren.

Dieser Zusammenhang zwischen Ausgabe und positivem Ergebnis ist der Schlüssel – und genau dieser fehlt häufig bei der Wahrnehmung anwaltlicher Dienstleistungen.

Markenanmeldung, Abmahnung & Co: Der unsichtbare Nutzen

Besonders in unseren Rechtsgebieten – etwa bei der Anmeldung und Durchsetzung von Marken, der präventiven Absicherung von Werbemaßnahmen im Wettbewerbsrecht, dem strategischen Schutz kreativer Leistungen im Urheberrecht oder dem Reputationsschutz im Medienrecht – gilt: Je besser wir arbeiten, desto weniger sichtbar sind die Risiken für Mandanten.

Ein rechtssicher aufgesetzter Influencervertrag, eine präzise vorbereitete Gegendarstellung oder eine frühzeitige Markenüberwachung sind genau dann erfolgreich, wenn der Ernstfall ausbleibt – und der Mandant genau deshalb das Gefühl bekommt, es sei „nichts passiert“.

Die „Preparedness Paradox“-Falle

Was hier oft wirkt, ist das sogenannte Preparedness Paradox, das aus dem Bereich der Katastrophenvorsorge stammt. Es beschreibt das Phänomen, dass erfolgreiche Prävention dazu führt, dass die Gefahr im Nachhinein unterschätzt wird. Wenn durch Vorbereitung nichts Schlimmes geschieht, entsteht rückblickend der Eindruck, es sei auch ohne die Vorsorgemaßnahmen nichts passiert – wodurch diese als überflüssig erscheinen.

Genau dieser Effekt tritt auch bei anwaltlicher Präventivberatung auf: Der Mandant erlebt nicht das drohende Risiko – und stellt daher im Nachhinein infrage, ob die rechtliche Vorbereitung überhaupt nötig war.

Prävention als Wettbewerbsfaktor

Dabei ist juristische Präventionsarbeit längst ein strategischer Wettbewerbsfaktor. Wer frühzeitig auf rechtssichere Kommunikation, konsequenten Markenschutz oder ein belastbares Krisen-PR-Konzept setzt, handelt nicht defensiv – sondern unternehmerisch weitsichtig.

Wer mit juristischer Unterstützung z. B. gegen rufschädigende Google-Autovervollständigungen oder herabsetzende Presseberichte vorgeht, schützt nicht nur seinen Ruf, sondern schafft Vertrauen – bei Kunden, Geschäftspartnern und Investoren.

Fazit: Rechtsberatung ist ein Business Asset

Rechtsanwaltskosten gehören nicht in die Kategorie „notwendiges Übel“, sondern in die Bilanzspalte der strategischen Investitionen – genauso wie Markenbildung, Online-Marketing oder Produktentwicklung.

Juristische Beratung wirkt oft im Verborgenen – aber genau dort, wo die Risiken am größten sind. Und wer diese Risiken beherrscht, handelt nicht nur rechtssicher – sondern unternehmerisch klug.

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