LHR-Praxisfall: Rufschädigung durch Instastorys

Immer häufiger wenden sich Influencer, Prominente, Künstler und Unternehmer an uns, weil sie in sozialen Medien Zielscheibe von Hetz- und Verleumdungskampagnen werden.

Was früher im Boulevard stattfand, geschieht heute auf Instagram – oft binnen Stunden, öffentlich und unkontrollierbar.

Besonders perfide: die Nutzung von Instagram-Storys.

„Ich werde gerade auf Instagram fertiggemacht…“ – ein typischer Hilferuf

So oder so ähnlich beginnen viele Anrufe, die wir bei LHR erhalten.

Eine Influencerin meldet sich verzweifelt: Eine Konkurrentin habe in mehreren Storys behauptet, sie habe Fans betrogen, sei unehrlich oder „fake“. Es gibt Tränen, Andeutungen, empörte Kommentare. Nach 24 Stunden sind die Storys verschwunden – aber der Schaden ist angerichtet.

Was bleibt, sind Screenshots, Reposts, Gossip-Seiten und ein zerstörtes öffentliches Vertrauen. Die Plattformmechanismen belohnen Empörung, und aus einer scheinbar kleinen Attacke wird ein digitaler Flächenbrand.

Warum gerade Instagram-Storys so gefährlich sind

Storys sind 15-sekündige Fotos oder Clips, die nach 24 Stunden automatisch gelöscht werden – zumindest oberflächlich. In Wahrheit werden sie oft archiviert, gesichert oder über Drittseiten weiterverbreitet.

Für Angreifer ist das ein perfektes Werkzeug:

Die Kurzfristigkeit suggeriert Straflosigkeit, doch rechtlich ist das ein gefährlicher Irrtum. Der Angriff auf das Persönlichkeitsrecht erfolgt mit Veröffentlichung – und kann auch nachträglich geahndet werden.

Wenn Gerichte sagen: „Die Story ist doch eh schon weg“

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Gerichte den Erlass einstweiliger Verfügungen ablehnen, weil die Story zum Zeitpunkt des Antrags nicht mehr abrufbar war. Begründung: Keine aktuelle Beeinträchtigung – also keine Dringlichkeit.

Diese Haltung ist nicht nur falsch sondern auch völlig realitätsfern. Der rechtswidrige Eingriff in das Persönlichkeitsrecht war bereits mit der Veröffentlichung vollendet. Nur weil der Inhalt nicht mehr abrufbar ist, wird der Schaden nicht ungeschehen.

Man könnte es vergleichen mit einer diffamierenden Schlagzeile der „Bild“-Zeitung: Nur weil sie am nächsten Tag nicht mehr verkauft wird, hat sie ihren Effekt ja nicht verloren. Die Flüchtigkeit eines Mediums ist kein Freibrief für Rechtsverletzungen.

Das neue Phänomen: Rufmord im Puzzlestyle

Viele digitale Angriffe sind heute subtiler als offene Beleidigungen. Sie bestehen aus kleinen Andeutungen, Symbolen oder gezielten Emotionen.

Beispiele aus unserer Praxis:

Das Ergebnis: Das Publikum setzt das Puzzle zusammen. Die Botschaft wird verstanden – ohne dass sie je ausgesprochen wurde.

Auch implizite Äußerungen können rechtswidrig sein, wenn sie nach objektivem Empfängerhorizont ehrverletzend oder herabwürdigend wirken. Entscheidend ist die Gesamtwirkung, nicht das einzelne Emoji.

Beweissicherung: Wer Storys nicht dokumentiert, verliert

Weil Storys nur 24 Stunden sichtbar sind, ist schnelle Beweissicherung entscheidend.

Wir raten Betroffenen daher:

Wer rechtzeitig Beweise sichert, kann erfolgreich Unterlassung, Gegendarstellung oder Schadensersatz verlangen – auch nach Ablauf der 24-Stunden-Frist.

Rechtliche Möglichkeiten für Betroffene

Betroffene haben mehrere juristische Handlungsoptionen:

Die Erfahrung zeigt: Je schneller und entschlossener gehandelt wird, desto effektiver lässt sich ein digitaler Rufschaden begrenzen.

Das gesellschaftliche Problem: Empörung als Unterhaltung

Das Internet belohnt Emotionalität. Was Empörung auslöst, bekommt Reichweite. Und was Reichweite hat, wird für viele Nutzer zur vermeintlichen Wahrheit.

Storys sind dafür das perfekte Medium: kurz, aufgeladen, suggestiv. Der Übergang von subjektiver Meinung zu ehrverletzender Tatsachenbehauptung ist fließend – aber rechtlich klar justiziabel.

Fazit: Flüchtig, aber folgenreich

Instastorys mögen nur 24 Stunden sichtbar sein, doch sie entfalten eine Wirkung, die weit darüber hinausgeht. In der Praxis erleben wir, wie sich gezielte Kampagnen in kurzer Zeit verselbstständigen – und Betroffene vor existenzielle Probleme stellen.

LHR hilft, solche Angriffe zu stoppen, Rufschäden einzudämmen und Täter juristisch zur Verantwortung zu ziehen.

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