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Facebook – sich selbst und andere zur Schau stellen – mit welchen Konsequenzen?

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Wir berichteten schon häufiger über das Problem: Insbesondere für Jugendliche ist die Selbstdarstellung im Internet eine Selbstverständlichkeit. Die Konsequenzen dieser Selbstdarstellungen oder auch Fremddarstellungen sind gar nicht selbstverständlich.

Vielen Nutzern diverser Netzwerke ist nicht bekannt, wie die Betreiber und Dritte die preisgegebenen Daten für eigene Zwecke verwenden. Doch selbst wenn die Nutzer Kenntnis davon haben, dass ihre Daten genutzt werden um mit personalisierter Werbung zugeschüttet zu werden lautet die Reaktion meist: Ist doch schön, dann erhalte ich wenigstens nur Werbung die mich interessiert. Viele Menschen finden es auch toll, peinliche Filme bei youtube zu präsentieren. Sollten Sie es tatsächlich zu einer Darstellung in einer „Pannenshow“ bringen, dann ist der Stolz schier unermesslich. Der Exhibitionismus der Bevölkerung kennt kaum noch Grenzen.

Wenn die eingestellten Bilder jedoch plötzlich auf anderen Seiten und in einem anderen Kontext im Internet auffindbar sind dann hört die Zufriedenheit plötzlich auf. Wer sieht schon gerne sein lustiges Karnevalsbild in sexy Krankenschwesterkostüm auf den Werbeseiten eines Erotikversands? Genauso wenig möchte man ein seriöses Bewerbungsbild als Protobild einer Sekretärin wiederfinden. Es wird wohl eher zu Tränen der Wut rühren, wenn man einzelne Szenen seines eigenen rührenden Hochzeitsvideos in einem Musikvideo wiederfindet, in dem man der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Ja, ich höre das Gemurmel: Alles Quatsch, so etwas gibt es nicht. Hysterie, Blödsinn!

Ob gerade diese Beispiele in der Realität existieren wissen wir nicht. Wir kennen aber genügend Fälle aus unserer beruflichen Erfahrung. Vielleicht nicht so plastisch. Aber nicht minder schlimm für die Betroffenen. Deshalb reagieren wir sensibel auf Nachrichten aus diesem Bereich. Eine kam heute morgen durch den Äther ins schlaftrunkene Ohr. Dort wurde berichtet, dass Facebook geänderte Nutzungsbedingungen haben soll. Wir haben uns daraufhin die Nutzungsbedingungen angesehen, hier ein Auszug:

„Mit dem Posten von Benutzerinhalt auf einem beliebigen Teil der Site erteilst du dem Unternehmen automatisch eine unwiderrufliche, zeitlich unbegrenzte, nicht ausschließliche, übertragbare, vollständig bezahlte, weltweite Lizenz (mit dem Recht zur Vergabe von Unterlizenzen) für das Verwenden, Kopieren, öffentliche Aufführen, öffentliche Darstellen, Umformatieren, Übersetzen, Anfertigen von Auszügen (vollständig oder teilweise) und Weitergeben solcher Benutzerinhalte für kommerzielle, Werbe- oder sonstige Zwecke auf oder in Verbindung mit der Site oder mit dem Marketing für die Site, für das Erstellen abgeleiteter Werke oder die Einarbeitung solcher Benutzerinhalte in andere Werke und für das Vergeben und Autorisieren von Unterlizenzen zu Vorstehendem. Gleichzeitig sicherst du zu, dass du zur Erteilung dieser Lizenz berechtigt bist. Deinen eigenen Benutzerinhalt kannst du jederzeit von der Site entfernen. Wenn du deinen Benutzerinhalt entfernst, läuft die oben erteilte Lizenz zwar automatisch ab; du bestätigst jedoch, dass das Unternehmen archivierte Kopien deines Benutzerinhalts zurückbehalten darf.“

Wir sind uns sicher, dass der absolut überwiegende Teil der Facebook Nutzer diese Klausel nicht kennt oder sich der Tragweite nicht bewusst ist. Dabei möchten wir an dieser Stelle nicht prüfen, ob eine solche Klausel wirksam ist oder nicht. Wir möchten nur darauf hinweisen, dass die Betreiber von „Facebook“ sich einen Freifahrtschein für die beliebige Verwendung von Daten erteilen lässt, die die Nutzer eingestellt haben. Diese Daten sollen sogar dann noch verwendet werden, wenn der Nutzer sie wieder von der Facebook-Seite gelöscht hat. Auch ein einmaliges versehentliches Einstellen von Bilder/Filmen, die für die Öffentlichkeit nicht bestimmt sind kann sich so rächen. Wir appellieren an die Vernunft der Nutzer: Nachdenken, bevor Inhalte veröffentlich werden. Nicht nur die Betreiber der Webseiten interessieren sich für die Daten. Eventuell auch der potentielle Arbeitgeber. Wäre doch schade, wenn man sich da etwas verbaut. (ro)

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